Erster gemeinsamer Morgen.

Ich weiß neben dem unbeschreiblichen Gefühl von Glück und Liebe, dass du gerade empfindest, schleicht sich ganz leise noch ein weiteres Gefühl hinzu, ein Hauch von Angst.
Angst davor etwas falsch zu machen, Angst davor nicht stillen zu können, Angst davor keine gute Mutter zu sein, Angst davor dieses Glück wieder zu verlieren, eine diffuse Angst vor irgendwas. Ganz kurz schleicht sie sich an dich heran und lässt dich mit einer Gänsehaut zurück. Dann legst du einen Finger in die kleine Hand deines Kindes, spürst seinen Atem. Für den Moment ist es gut.

Du wirst es intuitiv gut genug machen.

Du musst nichts werden, nichts können, nichts lernen. Es ist alles in dir. Du wirst da sein und dein Kind wird dir zeigen, was es braucht. Du wirst ihm Nahrung geben, wenn es Hunger hat. Du wirst es wärmen, wenn es friert. Du wirst es tragen, wenn es Nähe sucht. Du wirst es trösten, wenn es weint. Du wirst ihm Halt geben, wenn es Angst hat. Dein Herz wird aufgehen, wenn es dich anlacht.

Du wirst müde sein, sehr müde. Das ist okay. Schlafe, wann immer du kannst!
Du wirst Teile deiner Selbst im Innen und Außen verändert finden. Das ist okay. Nimm´dir Zeit diese Persönlichtkeitsentwicklung in Rekordgeschwindigkeit langsam anzunehmen.
Du wirst das Gefühl bekommen fremdbestimmt zu sein und keine Zeit zum Duschen haben. Das ist okay. Du darfst darüber sprechen und du darfst dir Hilfe holen.
Du wirst dich allein fühlen. Selbst, wenn du es nicht bist. Das ist okay.  Manche Menschen passen vielleicht nicht mehr oder momentan nicht mehr zu dir. Du darfst ehrlich sein. Was brauchst du?

Eure Partnerschaft wird sich weniger wichtig anfühlen und du wirst es selbst nicht verstehen. Das ist okay. Alles zu seiner Zeit. Deine Ressourcen sind endlich.

Nach jedem Kind - Haare ab. Wem ging´s auch so?

Du wirst es gut genug machen. Intuitiv.

Es wird Lachen in dein Leben kommen, das du längst vergessen hattest. Du wirst Stolz empfinden, was für ein krass unterschätztes Gefühl.

Du wirst dankbar sein für die kleinsten Dinge und dankbar für das Vertrauen, dass dein Kind dir schenkt.

Du wirst deine eigene Mama ansehen und du wirst sie auf einer Ebene fühlen, die neu ist und sehr tief.

Du wirst dich verbunden fühlen, eine Einheit mit einem anderen Menschen sein, für sehr lange Zeit.

Wenn dein Kind während des Stillens einschläft, bist du entzückt, weil es so süß ist. Du fühlst dich mächtig, weil du es geschafft hast und du fühlst dich leicht verrückt, wenn du atemlos auf allen Vieren aus dem Zimmer kriechst.
Du wirst dir wünschen Kilometergeld zu bekommen für all die Wanderungen in der Nacht durch die Wohnung und du wirst dich an diese Nächte zurück erinnern, wenn dieses wunderschöne Kind 2 und 5 und ganz besonders, wenn es 13 Jahre alt ist. Du wirst dir wünschen, du könntest es in einem Tragetuch halten und Aua wegpusten.

Lieblingsleben

Es kommen herausforderne, anstrengende und erschöpfende Momente auf dich zu.

Und du wirst an ihnen wachsen. Du gibst bedingungslose Liebe, eine Liebe, die dich nährt, und trägt und stark macht.
Du wirst das Gefühl haben unsichtbare Kräfte ließen dich anders handeln, als du es doch eigentlich wolltest.

Du wirst mit all deinen limitierenden Glaubenssätzen schonungslos konfrontiert und deine Kindheit wird gegenwärtig. Und hier liegt deine Chance und deine Verantwortung und dies ist mein einziger Rat, meine dringende Bitte an dich:
Sei im Jetzt!
Fühle, was du heute brauchst. Fühle, was du als Kind gebraucht hättest und gib es dir heute. Diese bedingungslose Liebe, die du spürst, kann dich wachsen lassen oder erschöpfen. Warte nicht darauf, dich selbst zu lieben. Tu es jetzt!!!!                                 
Keine „Phase“, kein Meilenstein, nicht nach den Ferien.

Nicht erst, wenn dann.

Nicht, wenn xyz passiert oder nicht passiert. Jetzt!  

Fühle, was du brauchst! Auch, wenn dieses Fühlen schmerzhaft sein kann, fühle und sprich es laut aus. Sage: Ich fühle, …. Und ich brauche….Frage dein inneres Kind, schau es jetzt an. Warte nicht darauf, dass dir jemand das Bad einlässt. Knüpfe deine Lebensfreude und Begeisterung nicht an äußere Umstände.
Sei dir gewiss Kinder lernen durch Nachahmung. Beginne bei dir, mit dem, was du dir für dein Kind wünschst.

 
 

Zum Schluß würde ich dir gerne schreiben, hab keine Angst. Nur, dann hätte ich aus dieser so schmerzhaften Zeit, die mir damals den Boden unter den Füßen riss, nichts gelernt.
Kein Tag ohne Nacht, kein Frühling ohne Winter. Das Leben trennt nicht.

Hab keine Angst vor der Angst. Es ist okay. Widme dich ihr zu und dann lass sie los.

Die kleine Hand, die deinen Finger umschließt, wird eines Tages deine ganze Hand halten und es wird der Tag kommen da wird sie diese Hand wieder loslassen. Ich verspreche dir, wenn du deine Augen schließt und an dein Kind denkst, wirst du immer, immer das kleine Händchen um deinen Finger spüren können. Ein unbeschreibliches Gefühl. Wow! Und jetzt meine Liebe, geh´und knuddle das Zauberwesen, solange du noch kein Zimmerverbot bekommst.

Deine Romy

 
 

Dieser Blogpost ist ein Beitrag zur Blogparade der lieben Jenny von Moms 4 Moms. Ihr findet weitere „Briefe“ unter:

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