Eine Einführung in die biografische Selbstreflexion
Mit Kindern ist jeder Tag eine Improvisation. Wir können planen, strukturieren und Abläufe einüben, mit Kindern bleibt der Ausgang jeder kleinen oder größeren Aktion des Tages im Grunde ungewiss. Es sind ungeplante Herausforderungen, denen wir uns im Augenblick stellen müssen. Das macht das Leben mit Kindern aufregend und lebendig und ist auch, einer der Gründe, warum sich die meisten pädagogischen Fachkräfte einmal für diesen Beruf entschieden haben. Lebendigkeit kann ansteckend wirken und auch anstrengend sein. Es sind meist diese anstrengenden Momente, die uns in Muster fallen lassen.
Da fallen dann plötzlich Sätze wie: „Na, na, so schlimm war das jetzt nicht“, wenn der kleine Tom hingefallen ist. An einem weniger anstrengenden Tag wäre einem dieser Satz vielleicht nicht über die Lippen gekommen.
Es sind nicht nur Trigger-Situationen, die Muster, Selbst-Erfahrenes, Erlerntes oder auch Verdrängtes plötzlich hochkommen lassen, es sind auch festgefahrene Glaubenssätze oder das gern zitierte Bauchgefühl, das hochkommen und hinderlich sein kann, Bedürfnisse oder unterschiedlichen Sichtweisen zu akzeptieren.
Manchmal betrügt uns das Bauchgefühl. „Das hat mir auch nicht geschadet.“ „Das war schon immer so.“ Glaubenssätze, die unreflektiert, vielleicht unbewusst übernommen wurden und sich nun daran stören, wenn die kleine Emma den Fisch partout nicht probieren möchte. In der Kita kommen Menschen aus verschiedenen Kulturen, sozialen Gefügen, unterschiedlichen Berufen und Lebenswegen zusammen. All diese Menschen sind geprägt und tragen in ihrem imaginären Rucksack, Glaubenssätze, Emotionen, Erfahrungen und Erwartungen. Neben den Kolleg:innen , sind es die Eltern, deren pädagogisches Denken und Handeln manchmal nicht nachvollziehbar scheint oder eine bestimmte Emotion triggern kann. So können Irritationen oder sogar Konflikte entstehen.
In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit der eigenen Entwicklungsbiografie (Selbstreflexion), um uns selbst bewusster zu werden und achtsamer gegenüber den eigenen Glaubenssätzen sein zu können. Die Auseinandersetzung macht es uns einfacher, das unverstandene „Verhalten“ von Eltern und Kolleg:innen, auch Kindern zu verstehen, ohne zu bewerten. Kommunikation wird möglich.
Anhand verschiedener Beispiele werden wir uns im Seminar auch mit möglichen Biografien von Kolleginnen und Eltern beschäftigen.
Inhalte:
- Was ist eigentlich eine biografische Reflexion?
- Entdeckung der und Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie.
- Meine pädagogische Haltung im Kontext meiner Biografie
- Aus Glaubenssätzen werden Schätze
- Perspektivwechsel – Kommunikation wird möglich
- Lösungswege – Geh´eine Zeit lang in fremden Mokassins
- Gemeinsam finden wir Ideen und Anregungen für den pädagogischen Alltag
Wie werden die Inhalte umgesetzt?
- Wir sprechen
- Wir malen
- Wir schreiben
- Wir spielen
- Wir tanzen
- Wir bewegen uns
- Übungen und Impulse aus der Theaterpädagogik, dem Freyen Spiel, dem Embodiment, der Contact-Improvisation und der Achtsamkeit
Ziel:
- Bewusstes, achtsames pädagogisches Handeln
- Kinder besser zu verstehen
- Biografie-Sensibilität zu entwickeln
- Bessere Kommunikation mit Eltern und im Team
- Teamentwicklung
- Konflikte besser konstruktiv und wertschätzend begleiten bzw. erfahren zu können