Sprache ist so unglaublich machtvoll. Nährende Worte sind wie Bindungsvitamine mit Depotwirkung, sie können von uns erinnert werden, wenn wir sie brauchen und uns nachhaltig stärken. Diese 10 Sätze tun unseren Kindern heute gut und mit großer Wahrscheinlichkeit auch, wenn sie sich als Erwachsene daran erinnern.

Wollen wir spielen? / Was möchtest du spielen?

Dem Angebot können Kinder kaum widerstehen. Das Leben des Kindes findet hauptsächlich im Spiel statt. Es erfährt die Welt und sich selbst im Spiel und im Spiel setzt sich das Kind mit dem Erlebten auseinander, probiert Rollen, stellt sich großen Gefühlen und trifft auf pure Magie. Für uns Eltern ist das gemeinsame Spiel eine Riesen Chance die Welt unseres Kindes besser zu verstehen und Bindung zu festigen.

Ich sehe und ich höre dich.

„Mama guck mal“! Egal, ob ein Baum erklommen, ein Bild gemalt, hoch geschaukelt, ein Inliner Trick eingeübt, das Gesicht bunt verziert oder die Mathearbeit mit nach Hause gebracht wurde, Kinder wollen (genauso wie Erwachsene) Aufmerksamkeit, ungeteilte, ehrliche, interessierte Aufmerksamkeit. Wenn wir keine Zeit oder keine Ressourcen haben ist es besser, das ehrlich auszusprechen, statt eines halbherzigen „Ja, ja.“
Es ist okay den Spielplatzbesuch auch als Pause für sich zu nutzen und vielleicht etwas auf dem Handy zu lesen oder anzuschauen, das darf man genauso sagen. Und dann darf das Handy, der Putzeimer, die Postablage bewusst zur Seite gelegt werden. Ich sehe dich, kann auch heißen, ich sehe deine Gefühle, deinen Schmerz, deine schweren Gedanken oder deine übersprudelnde Freude. Ich sehe dich, können die ersten Worte eines wunderbaren Gesprächs oder eines stillen Miteinanders sein.

Es ist schön, deine Mama / Papa zu sein.

Ich erzähle meinen Töchtern gerne, wie lange ich auf sie gewartet habe, wie sehr sie gewünscht sind und wieviel Freude es mir macht ihre Mama zu sein. Ich erinnere mich, wie gut es mir tat diese Worte von meiner Mutter zu hören.

Möchtest du in meine Arme? / Darf ich dich trösten?
 

Kinder erleben Schmerz, Trauer, Wut und Frust. Es ist nicht möglich Kindern oder Erwachsenen diese Gefühle im Leben zu ersparen. Was wir geben können ist echte Anteilnahme und Trost. Trost gibt Kindern das Gefühl, dass sie mit all ihren Gefühlen okay sind und Geborgenheit und Anteilnahme erfahren dürfen. Die Arme als sicheren und halt gebenden Ort, den feinfühlige Erwachsene authentisch und vertrauensvoll halten. Körperkontakt schüttet
Oxytocin, dass auch als Bindungshormon bekannt ist und unter Anderem schmerzlindernd wirkt. Dabei darf das Trösten und die Arme immer als Angebot formuliert werden. Nicht immer möchten wir in den Arm genommen werden, hören aber gerne das Angebot. Insbesondere gilt das häufig für gefühlsstarke oder hochsensible Kinder.

Ich finde dich toll, genauso wie du bist.
 
Unsere Kinder wollen kooperieren, sie wollen es auch für uns richtig machen, groß sein. Wenn Kindergarten und Schule dazu kommen nehmen die Anforderungen und Bewertungen deutlich zu.

Erziehung nimmt zu. Kinder erfahren mehrmals täglich, wie sein sollten, welches Verhalten „richtig“ und „falsch“ ist, wofür es lachende Gesichter oder bestimmte Noten gibt. Selbstliebe lernen sie so nicht. Wenn wir unseren Kindern einfach so, an nichts gekoppelt sagen, dass wir sie toll finden, erfahren sie, dass sie nichts leisten, nichts werden müssen,  um toll zu sein. Selbstliebe kann vorgelebt werden, wenn Kinder hören, dass wir mit uns selbst auch liebevoll und wohlwollend sprechen, ohne das wir etwas Besonderes getan hätten, unsere Bedürfnisse achten und verständnisvoll mit uns sprechen.

Du hast Recht / Wie würdest du das machen?

Artikel 12 der Kinderrechtskonvention der UN:
Freie Meinungsäußerung und Beteiligung
„Kinder haben das Recht bei allen Fragen, die sie betreffen, mitzubestimmen und zu sagen, was sie denken.“ Leider ist es in unserer Gesellschaft in vielen Bereichen nicht üblich und oder nicht erwünscht, Kinder in Entscheidungen miteinzubeziehen. Selbst dann nicht, wenn es sie betrifft. In einer beziehungsorientierten, gleichwürdigen Elternschaft ist es uns wichtig Kinder miteinzubeziehen und gleichzeitig dürfen wir uns daran erinnern, das auch auszusprechen. Meine Töchter sind nicht nur was Funktionen des Handys betrifft oftmals klüger als ich es bin. Sie haben einen besseren Orientierungssinn, bestimmen Bäume, Insekten, Dinosaurier und Meeresbewohner und stellen uns ihre Ansichten zu politischen oder gesellschaftlichen Themen da, formulieren ihre Anliegen und klären Auseinandersetzungen emphatisch und sachlich.


Wie war dein Tag?
 
Zum Essen zusammen zu kommen oder am Ende des Tages vor dem Schlafengehen den Tag zu reflektieren kann ein stärkendes Familien Ritual sein. Es bietet Gelegenheit mit etwas Abstand das Erlebte und Gefühlte in einen Geschützen Raum zu geben, Worte zu finden, Trost und Verständnis, geteilte Freude und das Gefühl wertvoll zu sein. Negative Gedanken bewusst loszulassen und nicht mit in den Schlaf zu nehmen kann schlechten Träumen vorbeugen und den Tag in Dankbarkeit zu beenden kann wissenschaftlich bewiesen gesünder, resillienter zufriedener machen.
 
Ich vertraue dir
 
Selbstbestimmung und Autonomie sind basale Bedürfnisse eines Menschen. „Ich traue mir das zu“ braucht „Ich vertraue dir“, sonst wird Selbstvertrauen leicht von limitierenden Glaubenssätzen eingeschränkt oder sogar überlagert. Ich vertraue dir beginnt von Anfang an. In der ersten Zeit ist es häufig ein „Ich vertraue uns“, die Zeichen, die das Kind gibt wollen feinfühlig erkannt werden und wir dürfen darauf vertrauen, dass wir uns ohne Worte verstehen. In der Autonomiephase wird das Vertrauen immer wieder vom Kind eingefordert. Gerade noch forsch losgegangen, blickt es zurück  „Na, bist du im Vertrauen“,scheint es zu fragen? Spätestens in der Pubertät zeigt sich die Beziehungsqualität schonungslos auch in der Fähigkeit zu Vertrauen. So dürfen wir altersgerecht schauen, welche Aufgaben und Herausforderungen stehen jetzt gerade an und unserem Kind zutrauen diese zu bewältigen und eigene Entscheidungen zu treffen und auch scheinbares „scheitern“ in diesem Entwicklungsraum als wertvoll anzuerkennen.
 
Wenn wir unseren Kindern zur Hilfe eilen, dürfen wir uns fragen: Nehme ich meinem Kind hier einen wichtigen Entwicklungsraum? Traue ich meinem Kind das nicht zu und signalisiere das dann auch? Möchte ich hier auch mich schützen, vielleicht Harmonie erhalten? Um wen geht es gerade?

Erwachsene achten auf Taten, Kinder auf Liebe

Es tut mir leid.
 
Nichts und Niemand ist geschützt Fehler zu machen und Kinder brauchen und wollen keine perfekten Eltern. Fehler zuzugeben oder den Schmerz des Anderen anzuerkennen und mitfühlend zu reagieren ist keine Schwäche. Im Gegenteil, es ist mutig sich den eigenen Schatten zu stellen und wollen wir nicht genau dafür Vorbild für unsere Kinder sein?


Ich liebe dich.

Klar, wir lieben unsere Kinder und wahrscheinlich wissen sie das auch ohne Worte. Wir möchten das sie es fühlen und zeigen es ihnen täglich durch Gesten, Blicke, Handlungen und umschreibende Worte. Das ist gut und gleichzeitig ist ein „Ich liebe dich“ so viel klarer und manchmal brauchen kleine und große Menschen diese Klarheit. Diese Momente sind besonders und magisch oder ganz unaufgeregt, Augenblicke in denen wir unser Herz bedingungslos verschenken.

Und einer mit Bedacht.

Das hast du toll gemacht

„Mama guck mal“!

Egal, ob ein Baum erklommen, ein Bild gemalt, hoch geschaukelt, ein Inlinertrick eingeübt, das Gesicht bunt verziert oder die Mathearbeit mit nach Hause gebracht wurde, Kinder wollen zeigen was sie geschafft haben, was sie selbst begeistert.
Lob steht berechtigterweise in der Kritik, denn sehr häufig ist Lob die andere Seite der gleichen Medaille: Manipulation. Es ist falsch und es kann schaden Kinder für „richtiges“ Verhalten, Erziehungsziele oder dann zu loben, wenn sie tun, was wir wollen. Auch Loben nach dem Gießkannenprinzip „tolles Bild“, „toll gerutscht“, „toll aufgeräumt“ kann Kindern das Gefühl geben, dass das Lob nicht aufrichtig ist. Kindern wird dann erschwert ein realistisches Bild ihrer Handlungen zu bekommen und der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen.

Wenn wir unser Kind immer dann loben, wenn es Leistung erbracht hat, zum Beispiel für ein gutes Zeugnis, verinnerlicht es, dass Wertschätzung an Leistung gekoppelt ist. Aufrichtiges, authentisches Lob, das konkret und präzise ist, maßvoll und den Prozess eher in den Vordergrund stellt, als das Ergebnis kann Kinde stärken und dazu beitragen das eigene Handeln und Fähigkeiten einzuschätzen und Feedback konstruktiv annehmen zu können. Zum Beispiel:

„Ich sehe, dass du dir ganz viel Mühe gegeben hast. Das hat wirklich Mut verlangt. Mir gefällt, dass du auch an die anderen Kinder gedacht hast. Da hast du toll gemacht.“ Wie bist du denn auf die Idee gekommen?“

Oder

„Juhu, der Turm steht. Ich freue mich für dich, dass war wirklich nicht einfach und du hast nicht aufgegeben. Das hast du toll gemacht.“

Es ist wichtig achtsam zu sein, Lob sollte ermutigen und keinesfalls Druck aufbauen.

„Na, siehst du. Jetzt hast du es endlich geschafft. Das habe ich dir doch gleich gesagt, du darfst nur nicht aufgeben. Toll gemacht.“


Dieser Satz ist vermutlich nett und motivierend gemeint, gibt dem Kind aber eher das Gefühl, „es“ nur geschafft zu haben, weil von Außen geleitet wurde und kann dazu führen, dass sich das Kind bei der nächstenHerausforderung nicht von Innen heraus gewappnet fühlt und nach Hilfe sucht oder Angst hat zu enttäuschen.

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