Vom Zusehen zum Mitmachen: Wie Spiel Kindern Sicherheit und Ausdruck verleiht
Spiel ist für Kinder mehr als Zeitvertreib – es ist ihre Sprache. In diesem Beitrag erfährst du, wie Kinder über Körpersprache, Gesten und Fantasie kommunizieren – und wie du lernst, sie wirklich zu verstehen. Mit Beispielen aus der theaterpädagogischen Praxis.
Spiel ist keine Spielerei. Es ist die Verbindung ins Leben.
Ich möchte dir einen kleinen Einblick in meine theaterpädagogische Arbeit geben – wie Kinder nonverbal kommunizieren und wie wir Erwachsene auf der spielerischen Ebene besser verstehen können, was sie uns „erzählen“.
Erwachsene lieben Worte, sie lieben den Verstand und das Miteinander reden. Kinder hingegen lieben das Grenzenlose, das Körperliche, Zwischenräume, Töne, Blicke, Ausprobieren, sich zu zeigen, das Miteinader sein.
Ein Dialog zwischen Elternteil und Säugling könnte so aussehen, ein Elternteil, dass mit Lächeln, Zeigen, Worten, melodischem Sing Sang kommuniziert und einen Säugling, der mit Blickkontakt und Lächeln darauf reagiert.
Doch ab dem Kitaalter verändert sich unser Blick auf das Spiel. Nun sollen Kinder „alleine spielen“, sich an Spielregeln halten, verlieren können, gefördert werden, sich bitte still beschäftigen.
Dabei ist das Spiel weiterhin ihr stärkstes Ausdrucksmittel: Sie verarbeiten Gefühle, begreifen die Welt, ahmen uns Erwachsene nach, interpretieren, erfinden – und entwickeln so Resilienz und Beziehungskompetenz.
Das Spiel als Brücke, wo Worte fehlen.
Theaterpädagogik
Manche Kinder stürzen sich direkt ins Geschehen. Und dann gibt es die anderen: die Stillen, die Abwartenden. Die, die lieber erstmal beobachten. Die scheinbar nicht mitmachen – und doch mit jedem Blick, jeder kleinen Geste ganz dabei sind.
Sie brauchen Zeit. Raum. Vertrauen.
Ich war schon sechs oder sieben Mal in der Kitagruppe und wir hatten das Gerüst unseres kleinen Theaterstückes bereits entwickelt.
Ein Kind hielt sich zurück. Sie saß am Rand, spielte nicht mit, sprach kaum. Aber sie war da – bei jeder Probe. Ihr Blick wanderte aufmerksam von Kind zu Kind. Ich lud sie ein – mit meiner Stimme, mit einem Blick, einem offenen Platz. Und ich ließ sie, wie sie war.
Ich arbeite selten bis nie mit fertigen Texten, sondern lasse die Kinder ihre Worte selbst finden. Eines der Kinder spielte einen traurigen Bären. Als ich fragte, wie es in der Geschichte nun weitergehen könnte, stand das Kind, dass bisher nicht mitgespielt hatte auf, ging auf die Bühne und umarmte den Bären. Beide Kinder saßen da und sahen zur Decke. Ich fragte leise: „Wohin schaut ihr?“ – „In die Sterne“, sagte eines der Kinder.
Später fragte ich ,was sie bewegt hatte, jetzt mitzuspielen.
Sie sagte: „Ich hab doch die ganze Zeit mitgespielt. Aber jetzt hab ich es nur gezeigt.“
Sie kannte den ganzen Text. Jede Szene. Jedes Wort. Sie hatte alles aufgenommen – leise, still, in ihrer eigenen Zeit. Und jetzt wollte sie sichtbar werden.
Das Spiel ist eine Einladung.
Es bietet einen geschützten Raum, in dem Kinder selbst entscheiden dürfen, wie und wann sie in Beziehung treten wollen.
Theaterpädagogik bedeutet nicht: Texte lernen und laut sprechen. Sie bedeutet: Räume öffnen, in denen Kinder wachsen – durch Begegnung, nicht durch Leistung.
Wenn sie selbst bestimmen dürfen, ob sie laut oder leise sein wollen, sichtbar oder noch ein wenig verborgen, dann entsteht Vertrauen.
Und manchmal – ganz plötzlich – entsteht Magie.
Wie wirkt spielerisches, verkörpertes Erleben auf kindliche Entwicklung?
- Selbstwirksamkeit – Kinder erleben: Ich kann etwas bewegen!
- Emotionale Regulation – Gefühle werden körperlich erlebt, ausgedrückt und integriert
- Sprachentwicklung – durch Nachahmung, Rollenübernahme, Erzählfreude
- Soziale Kompetenz & Empathie – durch gemeinsame Szenen, Perspektivwechsel, Interaktion
Was Erwachsene daraus machen können
In meiner Ausbildung zur Fachkraft für bindungsstärkendes Spiel und Theaterpädagogik vermittle ich genau dieses Wissen:
Wie du Kinder im Spiel begleitest, ohne sie zu drängen
Wie du mit Stimme, Körper, Geschichten und Präsenz Räume schaffst, in denen Kinder sich zeigen dürfen
Und auch du selbst wirst wachsen:
Du wirst deine eigene Ausdrucksstärke entdecken, deinen Umgang mit Gruppen vertiefen, kreative Methoden für deinen pädagogischen Alltag entwickeln. Ob in der Kita, im Hort, in Schule oder Familienarbeit – du wirst lernen, was es heißt, über das Spiel in Beziehung zu gehen. Wirklich. Und auch jenseits des Berufes, wirst du dich neu kennenlernen, tiefer gehen, dich ausdrücken, dein Nervensystem kennenlernen, deinen Körper, deine Kreativität.
Hier findest du mehr Infos zur Ausbildung
Ich freu mich, wenn du dabei bist.
Von Herzen, Romy